Marktbericht: Rekordjagd mit Fragezeichen (2024)

Marktbericht: Rekordjagd mit Fragezeichen (1)

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Stand: 28.02.2024 22:14 Uhr

Mit Kursen über 17.600 Punkten notierte der deutsche Leitindex DAX am Mittwoch so hoch wie nie zuvor. Doch eine Korrektur wird immer wahrscheinlicher - auch wegen einer zurückhaltenden Wall Street.

Nach ihrer Rekordjagd in der vergangenen Woche verzeichneten die US-Börsen auch zur Wochenmitte leichte Verluste. Der Leitindex Dow Jones gab um 0,06 Prozent nach.

Die Technologiewerte an der Nasdaq büßten etwas mehr ein. Der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,54 Prozent.

Die Zurückhaltung der Anleger nach den Kursrekorden am Freitag wurde auch mit anstehenden Inflationsdaten begründet. Am Donnerstag wird der Kernpreisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE) veröffentlicht. Die Notenbank Federal Reserve achtet besonders auf diese Kennzahl. Experten erwarten einen Anstieg des sogenannten PCE-Preisdeflators um 0,4 Prozent im Monatsvergleich.

Nach der zweiten Schätzung des Handelsministeriums ist die US-Wirtschaft im vierten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 3,2 Prozent gewachsen. Eine erste Schätzung hatte noch ein Plus von 3,3 Prozent ergeben. 2023 insgesamt wuchs die weltgrößte Volkswirtschaft um 2,5 Prozent, nach 2,1 Prozent 2022.

Fünfter Rekordtag beim DAX

Auch heute konnte der DAX einen historischen Höchststand erklimmen. Zum Handelsschluss legte der Leitindex um 0,25 Prozent auf 17.601 Punkte zu. Zeitweise hatte er 17.606 Punkte erreicht. Das war der fünfte Rekordtag in Folge. "Dass die täglich neuen Allzeithochs von der Skepsis über die Diskrepanz zur Realwirtschaft begleitet werden, stört die Anleger scheinbar nicht, die ihren Blick jetzt auf die nur noch 2,5 Prozent entfernte 18.000er-Marke richten", kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets.

"Rücksetzer werden zum Einstieg genutzt, was darauf schließen lässt, dass Marktteilnehmer wenig Sorge vor einer bevorstehenden Konsolidierung oder Korrektur haben", beschrieb die Landesbank Helaba die Lage. In den USA wird dieses Verhalten "FOMO" genannt - "Fear of missing out", also die Angst, etwas zu verpassen.

Update Wirtschaft vom 28.02.2024 Klaus-Rainer Jackisch, HR, tagesschau24, 28.02.2024 09:00 Uhr

Dabei werde eine Korrektur immer wahrscheinlicher, warnte IG-Analyst Christian Henke und verwies auf die Sorglosigkeit vieler Anleger: "Jegliche Bedenken werden über Bord geworfen."

Bitcoin über 60.000 Dollar

Auch am Kryptomarkt ging der Höhenflug weiter. Heute stieg der Bitcoin erstmals seit November 2021 wieder über die runde Marke von 60.000 Dollar. Damit rückt das Rekordhoch von knapp 69.000 Dollar wieder näher. Seit Jahresbeginn hat der Bitcoin mehr als 40 Prozent zugelegt. "Zugpferd Nummer eins bleibt das heranrückende Bitcoin-Halving", erklärte Krypto-Fachmann Timo Emden von Emden-Research. Dabei handelt es sich um ein Ereignis im April, bei dem die Belohnung für die Verifizierung von Bitcoin-Transaktionen halbiert wird.

Euro mit leichten Verlusten

Der Euro bleibt weiterhin leicht unter Druck. Am Abend wurden für einen Euro 1,0834 Dollar gezahlt, das entspricht einem Minus von 0,1 Prozent. Die Feinunze Gold kostete 2.033 Dollar und damit 0,2 Prozent mehr als gestern.

Nervosität am Ölmarkt

Die Ölpreise fielen nach Veröffentlichung der aktuellen US-Lagerdaten wieder zurück. Die Ölreserven der USA legten mit 4,2 Millionen auf 447,2 Millionen Barrel (159 Liter) stärker zu als erwartet. Am späten Abend kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent 82,10 Dollar und damit 0,3 Prozent weniger. Seit Jahresbeginn bewegt sich der Brent-Preis um die Marke von 80 Dollar herum.

Aktie von eBay nach Zahlen gefragt

Die eBay-Aktie stieg an der Nasdaq gegen den Trend. Dank einer kräftigen Nachfrage nach gebrauchten Artikeln und Autoteilen hat der Online-Händler die Markterwartungen im vierten Quartal übertroffen. Der Quartalsumsatz stieg um zwei Prozent auf von 2,56 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 2,51 Milliarden Dollar gerechnet.

Aktie von Beyond Meat schnellt in die Höhe

Der Fleischalternativen-Anbieter Beyond Meat gibt Anlegern mit seinen jüngsten Quartalszahlen neuen Mut. Die Aktie sprang im US-Handel zweistellig nach oben. Die kalifornische Firma übertraf im vergangenen Vierteljahr trotz eines Geschäftsrückgangs die Markterwartungen. Der Umsatz sank im Jahresvergleich um knapp acht Prozent auf rund 73,7 Millionen Dollar, Analysten hatten im Schnitt aber mit einem noch deutlicheren Rückgang gerechnet.

Dutzende Medienunternehmen verklagen Google

Wegen angeblich wettbewerbswidrigen Verhaltens bei Online-Werbung haben Dutzende Medienunternehmen um den Axel-Springer-Verlag Google verklagt. Zum Ausgleich entstandener Verluste solle der Internet-Konzern 2,3 Milliarden Euro zahlen. "Ohne den Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung durch Google hätten die Medienunternehmen deutlich höhere Werbeeinnahmen erzielt und niedrigere Gebühren für Dienstleistungen rund um Online-Werbung gezahlt."

Um ihre Forderungen zu untermauern, verwiesen die 32 klagenden Unternehmen auf eine 220 Millionen Euro schwere Strafe, die Frankreich Google wegen angeblichem Fehlverhalten 2021 aufgebrummt hatte. Die Europäische Union denkt zudem darüber nach, die Alphabet-Tochter zum Verkauf dieser Sparte zu zwingen. Das Unternehmen hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Mercedes-Benz profitiert von 100-Euro-Kursziel

Zu den gefragtesten Titeln im DAX gehörten Mercedes-Benz. Die US-Bank Jefferies hat die Aktie von "Hold" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 75 auf 100 Euro angehoben. Die Mercedes-Benz-Aktie war gestern bei 72,16 Euro aus dem Handel gegangen.

Bayer beantragt erneute Prüfung eines Roundup-Falls

Bayer geht in den USA erneut gegen ein Urteil zum glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup vor. Der Konzern forderte das 11. US-Berufungsgericht auf, die Entscheidung eines dreiköpfigen Gremiums im Fall David Carson zum zweiten Mal zu überprüfen. Es ist der jüngste Versuch des deutschen Konzerns, sich vor Klagen im Zusammenhang mit Roundup in den USA zu schützen.

Lanxess-Aktie auf Talfahrt

Der Spezialchemiekonzern Lanxess muss in der Bilanz des abgelaufenen Jahres Sonderbelastungen von mehr als einer halben Milliarde Euro verkraften, was die Anleger verschreckte. Der MDAX-Titel büßte knapp vier Prozent ein. Der Kölner Konzern hatte die Belastungen am Vorabend mit Firmenwertabschreibungen in zwei Sparten sowie Wertanpassungen bei seiner Minderheitsbeteiligung am Kunststoffunternehmen Envalior begründet.

Lufthansa dringt auf schnelle Verhandlungen

Auch die Lufthansa-Aktie stand unter Druck. Die Airline hat den Warnstreik der Gewerkschaft ver.di bei den Technikbetrieben scharf kritisiert und schnelle Verhandlungen in dem Tarifkonflikt gefordert: "Ganz konkret möchten wir die Verhandlungen am 4. März, also am ersten Arbeitstag nach Streikende, fortsetzen." Ziel bleibe eine schnelle Einigung. Bisher war die nächste Verhandlungsrunde für den 13. und 14. März angesetzt. Unterdessen zeichnen sich sich weitere Streiks im Konzern ab. Die Flugbegleitergewerkschaft UFO rief das Kabinenpersonal bei der Regionalflugtochter Lufthansa CityLine, bis zum 6. März bei einer Urabstimmung über Arbeitskämpfe zu entscheiden. Dann endet auch die bereits bei der Muttergesellschaft laufende Urabstimmung.

Marktbericht: Rekordjagd mit Fragezeichen (2)
28.02.2024 Gewerkschaft ver.di Lufthansa-Technik zu Warnstreik aufgerufen Im Tarifkonflikt um das Lufthansa-Bodenpersonal hat ver.di ab heute im Technik-Bereich zu einem Warnstreik aufgerufen. mehr
Freenet erhöht Dividende erneut

Zuwächse im Mobilfunk- und im TV-Geschäft haben Freenet 2023 einen Gewinnanstieg beschert. Das operative Ergebnis (Ebitda) stieg um 4,5 Prozent auf 500,2 Millionen Euro und lag damit im Rahmen der Erwartungen. Der Jahresumsatz habe um 2,8 Prozent auf rund 2,63 Milliarden Euro zugelegt, teilte das MDAX-Unternehmen am Abend mit. Im laufenden Jahr soll sich das operative Ergebnis mit 495 bis 515 Millionen Euro im besten Fall trotz Wachstumsinvestitionen etwas verbessern. Als Dividende sollen für 2023 je Aktie 1,77 Euro an die Aktionäre fließen, nach 1,68 Euro ein Jahr davor.

Patrizia setzt auf stabiles Geschäft

Der Immobilienkonzern Patrizia blickt vorsichtig optimistisch auf das laufende Jahr. Das wirtschaftliche Umfeld bleibe aber eine Herausforderung, teilte das SDAX-Unternehmen am Abend mit. Der Bewertungsdruck auf Immobilien sollte anhalten. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte im laufenden Jahr bei 30,0 bis 60,0 Millionen Euro liegen. 2023 war das operative Ergebnis um 31,5 Prozent auf 54,1 Millionen Euro gesunken.

Auto1 nach Zahlen am SDAX-Ende

Die Resultate von Auto1 haben die Anleger nur kurz besänftigt. Zunächst sprang der schwankungsfreudige Kurs des Online-Gebrauchtwagenhändlers zwar noch um bis zu zehn Prozent hoch, rutschte dann aber schnell ins Minus. Zuletzt notierten die Papiere mit einem Minus von knapp neun Prozent am SDAX-Ende. Börsianer sprachen von "durchwachsenen Jahreszahlen".

Ungenaue Prognose verunsichert FlatexDegiro-Anleger

Die Aktie des Online-Brokers FlatexDegiro rutschte nach der Vorlage der Bilanzzahlen und Geschäftsaussichten ab. Der SDAX-Titel büßte über sieben Prozent ein. Zwar seien die Zahlen für 2023 besser als erwartet ausgefallen, sagte ein Händler. Die Prognosespanne für das laufende Jahr sei aber sehr breit gewählt. Demnach soll das Nettoeinkommen um 25 bis 50 Prozent wachsen.

Anzeigenplattform Scout24 erreicht eigene Ziele

Die Immobilienanzeigen-Plattform Scout24 profitiert vom angespannten Mietmarkt. Der Betreiber von Immobilienscout24.de erreichte im Geschäftsjahr 2023 seine im Herbst angehobenen Ertragsziele. Der Umsatz stieg um 14 Prozent auf 509,1 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von 178,8 Millionen Euro, das war ein Plus von 45 Prozent.

Casino schreibt Milliarden-Verlust

Der französische Einzelhändler Casino ist im vergangenen Jahr tief in die Verlustzone gerutscht. Hohe Kosten für den Konzernumbau und die erbitterte Konkurrenz im französischen Lebensmittel-Markt verursachten bei dem vor der Übernahme durch den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky stehenden Einzelhändler 2023 einen Verlust von 5,7 Milliarden Euro.

Reckitt Benckiser verfehlt Markterwartungen

Der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser gab trotz eines mauen Schlussquartals 2023 einen optimistischen Ausblick. Der Hersteller von Sagrotan und Clearasil teilte mit, der Vorstand sei "zuversichtlich für das kommende Jahr" und erwarte ein flächenbereinigtes Nettoumsatzwachstum von zwei bis vier Prozent bei einem mittleren einstelligen Wachstum seiner Gesundheits- und Hygienemarken.

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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 28. Februar 2024 um 09:05 Uhr.

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